Der Corporate Governance Monitor 2022 präsentiert die Vergleichsergebnisse in Bezug auf Corporate Governance Indikatoren und stellt damit einen Orientierungsrahmen für die theoretische und praktische Diskussion zur Ausgestaltung von Corporate Governance Strukturen zur Verfügung. In diesem vierten – noch umfangreicheren – Bericht werden 234 kapitalmarktorientierte Unternehmen in Österreich und Deutschland analysiert und es werden insbesondere Kennzahlen zum Aufsichtsrat, zur Vergütungs- und Diversitätsstruktur des Vorstandes und Aufsichtsrates, Daten zur Abschlussprüfung, Daten zu den Qualifikationen von Aufsichtsratsmitgliedern in Österreich, sowie erstmals Analysen der Vergütungsberichte („Say on Pay“) gezeigt. Als Ergebnisse seien beispielsweise die folgenden Punkte genannt:
- Aufsichtsrat und Ausschüsse: Ein großer Teil der Arbeit erfolgt in Ausschüssen; die Anzahl an Aufsichtsratsausschusssitzungen ist Vergleich zu Vorjahr nochmals gestiegen. Es zeigen sich keine erheblichen Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland.
- Diversität in Führungsorganen: Der Frauenanteil beträgt im Median 31%; dabei zeigt sich, dass die Frauenquote in den Aufsichtsräten in den letzten 3 Jahren deutlich gestiegen ist. Wobei insbesondere bei kleineren Unternehmen in den letzten Jahren ein Anstieg zu verzeichnen ist. Ein anderes Bild ergibt sich weiterhin auf Vorstandsebene: Es können nur etwa 36% aller analysierten Unternehmen min. 1 Frau im Vorstand aufweisen – Tendenz jedoch steigend.
- Alter im Aufsichtsrat: Das Durchschnittsalter beträgt 57 Jahre; jenes der Vorsitzenden 63 Jahre! Im Untersuchungsjahr wurden 3%-7% der Aufsichtsräte neu bestellt, wobei deren Durchschnittsalter bei 55 Jahren liegt. Damit zeigt sich, dass nun keine deutliche Verjüngung der Aufsichtsratsmitglieder mehr beobachtet werden kann.
- Vergütung des Aufsichtsrats: Nach einem modernen Verständnis des Aufsichtsrats hat dieser über eine Kontrollfunktion hinaus auch noch eine Fülle an weiteren Funktionen – bspw. besonders eine wichtige Funktion bei strategischen Weichenstellungen. Für die Erfüllung der breiten Aufgaben muss eine angemessene Vergütung erfolgen. In den letzten Jahren liegt die Vergütung für den gesamten Aufsichtsrat am österreichischen Aktienmarkt nur bei konstant 34% der durchschnittlichen Vergütung eines Vorstandsmitglieds. Während in Deutschland das Verhältnis der Vergütung des gesamten Aufsichtsrats der Vergütung deutlich besser ausfällt, besteht die Schere zwischen Vorstands- und Aufsichtsratsvergütung weiterhin.
- Abschlussprüfer: Sowohl in Österreich als auch in Deutschland beherrschen die BIG 4 Prüfungsgesellschaften den Markt, was selbstverständlich an der internationalen Ausrichtung der kapitalmarktorientierten Unternehmen liegt. Das Gesamthonorar für Wirtschaftsprüfung liegt im Median bei TEUR 900 wobei ein großer Unterschied zwischen Österreich (Anleiheemittenten TEUR 490, Aktienemittenten TEUR 410) und Deutschland (DAX30 TEUR 14.000 und Non DAX 30 TEUR 914) besteht und ein Absinken der Honorare beobachtbar ist.
- Vergütungssysteme: Bei einer detaillierteren Analyse der Vergütungspolitiken wird offensichtlich, dass in Österreich im Vergleich zu Deutschland deutlich weniger Unternehmen langfristige Vergütungskomponenten implementieren. Es zeigt sich weiteres, dass Nachhaltigkeitsaspekte in Österreich als auch Deutschland eher in kurzfristigen Boni verankert wurden. Gleichzeitig ergeben sich erhebliche Herausforderungen in der Vergleichbarkeit der Vergütungsberichte zwischen Deutschland und Österreich