Corporate Governance Monitor 2020 veröffentlicht
Der Corporate Governance Monitor 2020 präsentiert jährlich die Vergleichsergebnisse in Bezug auf Corporate Governance Indikatoren und stellt damit einen Orientierungsrahmen für die theoretische und praktische Diskussion zur Ausgestaltung von Corporate Governance Strukturen zur Verfügung. In diesem zweiten – noch umfangreicheren – Bericht werden 242 kapitalmarktorientierte Unternehmen in Österreich und Deutschland analysiert und es werden insbesondere Kennzahlen zum Aufsichtsrat, zur Vergütungs- und Diversitätsstruktur des Vorstandes und Aufsichtsrates, Daten zur Abschlussprüfung sowie erstmals Daten zu den Qualifikationen von Aufsichtsratsmitgliedern in Österreich gezeigt. Als Ergebnisse seien beispielsweise die folgenden Punkte genannt:
- Aufsichtsrat und Ausschüsse: Ein großer Teil der Arbeit erfolgt in Ausschüssen; die Anzahl an Aufsichtsratsausschusssitzungen ist Vergleich zu Vorjahr nochmals gestiegen. Es zeigen sich keine erheblichen Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland.
- Diversität in Führungsorganen: Der Frauenanteil beträgt im Median 29%; dabei zeigt sich, dass die Frauenquote in den Aufsichtsräten gestiegen ist. Wobei weiterhin insbesondere ein deutlicher Nachholbedarf bei kleineren Unternehmen besteht. Ein anderes Bild ergibt sich auf Vorstandsebene: Nur etwa 29% aller analysierten Unternehmen können min. 1 Frau im Vorstand aufweisen.
- Alter im Aufsichtsrat: Das Durchschnittsalter beträgt 57 Jahre; jenes der Vorsitzenden 65 Jahre (im DAX 30 69 Jahre)! Im Untersuchungsjahr wurden 3%-8% der Aufsichtsräte neu bestellt, wobei deren Durchschnittsalter bei 53 Jahren liegt. Damit zeigt sich, dass im Vorjahresvergleich der Aufsichtsrat nur geringfügig stärker mit jüngeren Aufsichtsratsmitgliedern besetzt wurde.
- Vergütung des Aufsichtsrats: Nach einem modernen Verständnis des Aufsichtsrats hat dieser über eine Kontrollfunktion hinaus auch noch eine Fülle an weiteren Funktionen – bspw. besonders eine wichtige Funktion bei strategischen Weichenstellungen. Für die Erfüllung der breiten Aufgaben muss eine angemessene Vergütung erfolgen. Derzeit liegt die Vergütung für den gesamten Aufsichtsrat am österreichischen Aktienmarkt nur bei 31,2% der durchschnittlichen Vergütung eines Vorstandsmitglieds. Während in Deutschland das Verhältnis der Vergütung des gesamten Aufsichtsrats der Vergütung fast ungefähr der durschnittlichen Vergütung eines Vorstandsmitglieds entspricht bzw. am DAX30 sogar erreicht, öffnet sich in Österreich die Schere zwischen Vorstands- und Aufsichtsratsvergütung weiter.
- Abschlussprüfer: Sowohl in Österreich als auch in Deutschland beherrschen die BIG 4 Prüfungsgesellschaften den Markt, was selbstverständlich an der internationalen Ausrichtung der kapitalmarktorientierten Unternehmen liegt. Das Gesamthonorar für Wirtschaftsprüfung liegt im Median bei TEUR 840 wobei ein großer Unterschied zwischen Österreich (Anleiheemittenten TEUR 357, Aktienemittenten TEUR 386) und Deutschland (DAX 30 TEUR 12.838 und Non DAX 30 TEUR 932) besteht.
- Transparenz: Unterschiede bestehen weiterhin zwischen Deutschland und Österreich in der Transparenz der Vergütungsberichte. Die neue Aktionärsrechte-Richtlinie wird damit insbesondere für die weniger transparenten Berichte von österreichischen Unternehmen eine deutlich stärkere Herausforderung darstellen, wobei im Vorjahresvergleich schon eine gewisse Verbesserung sichtbar ist: bereits 81% der Aktienemittenten in Österreich berichten die Vorstandsvergütung auf individueller Ebene (VJ: 38%) während österreichische Anleihenemittenten mit 38% noch deutliches Verbesserungspotenzial aufweisen.